WERBUNG: Probenähen für
Zwischenmaß
Als Ende Januar die Anfrage kam, dieses Schnittmuster zur
Probe zu nähen, musste ich erst überlegen, ob ich das tun sollte, eine längere
Jacke hatte ich für den Frühling nicht auf dem Schirm. Der Schnitt gefiel mir
dann aber recht gut und so sagte ich zu.
Anfang Februar konnte
ich mit der Arbeit starten, gut drei Wochen erschienen mir eine gute Zeitspanne
zu sein, um fertig zu werden. Aber wie das Leben so spielt – die Zeit wurde
dann äußerst knapp, das Leben außerhalb des Nähkellers fragte nicht nach
Abgabeterminen.
Noch bevor der Schnitt ankam, schaute ich nach einem
passenden Stoff in meinem umfangreichen Lager und fand dann auch schnell einen
bedruckten leichten Denim, der geeignet war (65% Baumwolle, 2% Elasthan, 33%
Polyester).
Diesen Stoff habe ich 2015 (oder 2016) bei Fashion for Designers in
Krefeld erstanden, als ich anlässlich des Bloggerinnen-Treffens in Köln dort
war. Das Muster ist ein Gletschermotiv in verschiedenen Blautönen mit kleinen
erdigen Flächen – ich kann es garnicht beschreiben – so wie das Eis ausgesehen
haben mag, als die Titanic den Eisberg rammte. Auf den Zuschneide-Fotos kann
man die Gletscher-Camouflage vielleicht erkennen.
Von der Passform des Schnittes bin ich wieder total
begeistert, nach meinen üblichen Änderungen kopierte ich einen Folienschnitt und legte
los. Mit 1 cm Nahtzugabe schnitt ich zu.
Die Anleitung auf dem Papierschnitt ist kurz und knackig,
aber so logisch mit einem Buchstaben-Zahlensystem, das nichts schiefgehen kann,
wenn man die genaue Reihenfolge beachtet. Bei Unsicherheiten gibt’s ja auch
noch die PDF mit allgemeinen Nähanleitungen, in die man schauen kann.
Laut Anleitung ist im Rücken der Jacke eine Schnürung
vorgesehen, die zuerst genäht werden sollte. Dafür sollten zwei Schnüreinsätze
mit großen Ösen angefertigt werden. Mit solchen Ösen hatte ich noch nie
gearbeitet, aber das Einhämmern klappte erstaunlich gut. Ein Brettchen aus dem
Werkzeugkeller half dabei sehr.
Die Taille im hinteren Bereich musste ich an allen drei
Teilen um 4 cm höher setzen, die Schnürung wäre sonst zu weit unten gelandet.
Dazu musste ich etwas um die Ecke schneiden, damit die
Markierung für die Schnürung an der richtigen Stelle blieb. Dann konnten die Teile zusammengeschoben werden, wobei die
Seite mit der Nahtzugabe angepasst wurde. Die paar Millimeter, die das mittlere
Rückenteil im unteren Bereich weiter wurde, stören nicht.
Das Vorderteil kürzte ich am unteren Saum, glücklicher Weise
gab es keine Irritationen in den Seitennähten.
Glück gehabt!
Als ich die
Schnüreisätze und die rückwärtigen Teil zuammengenäht hatte, hängte ich sie zur
besseren Ansicht auf meine Schneiderpuppe.
Was ich da sah, gefiel
mir garnicht! Die Einsätze erschienen mir zu grob und klotzig. Für eine Jacke
aus derberem Stoff mögen sie passend sein, aber nicht für diesen leichten Stoff.
Also suchte ich nach einer anderen Lösung und entschied mich, Schlaufen zu
nähen. Der erste Versuch war dann auch nicht so, wie ich es mir vorgestellt
hatte, die Schlaufen waren zu lang und zu weit auseinander.
Also wurde wieder aufgetrennt!
Letztendlich passten die Proportionen, trotzdem konnte ich
der Schnürung für diese Jacke nicht viel abgewinnen, was man an meiner
Ideenlosigkeit erkennen kann.
Das Nähen des Vorderteils war noch eine Herausforderung, die gebogenen Abnäher mit den eingenähten
Taschen waren ganz schön tricky, dieses Detail gefällt mir aber ausgesprochen
gut und ich habe es geschafft!
Die Jacke ist ganz gefüttert, das ganze Futter habe ich mit
der Hand angenäht. Das war sehr zeitaufwändig, aber es ist der Mühe wert. Ohne extra-Brille läuft da garnichts, aber gleichzeitig fernsehen geht schon.
Soweit bin ich zufrieden mit meiner Jacke. Meine erste
Assoziation war „ziemlich barock“, eine weiße Bluse mit Rüschen am Hals und an
den Manschetten drunter würde den Eindruck noch verstärken. Im Steampunk
Style könnte sie auch gut aussehen - ich habe noch lila Breitkord in meinem Stofflager ...
Aus alten Jeans genäht könnte ich sie mir auch vorstellen, da würden die
Metall-Ösen passen.